26
Jan
2007

12. Einheit vom 26. Jänner 2007

Bildinterpretation für Historiker

Das ist die letzte Vorlesung, kommenden Montag gibt es den ersten Termin.

Dingliche Quellen wurden zwar behandelt in der VO, aber nicht als eigener Punkt. Als eine Quellengattung von größter Bedeutung in der alten Geschichte. Im Zusammenhang mit der Neuzeit sind die Münzen bedeutend.

Bildquellen müssen in einen Kontext gesetzt werden. Die Vorgehensweise ist die Beschreibung der Bildinhalte. Über Auftraggeber, über den Schöpfer des Bildes, Frage nach der konkreten Funktion des Bildes, warum ist es gemacht worden. Die Deutung ist eine ganz wichtige Aufgabe und im Unterschied zur Kunstgeschichte wird eine Frage nicht gestellt, nämlich nach der Qualität des Kunstwerkes.

Bild: Picasso "Guernica" (1937). Er war ein Gegner von Franco und er malte das Bild an Erinnerung der Bombadierung von deutschen Flugzeugen auf eine baskische Stadt. Es ist ein einmaliges Bild, da sonst nie eine bewusst politische Absicht verpackt wurde von Picasso - nach eigener Aussage. Dies ist ein Antikriegsbild. Picasso verfügte auch, dass das Bild erst zurückkehren darf, wenn die Republik nach Spanien zurückkehrt.
Weiters Bild von Picasso, die Skizze für Guernica. Es ist ein Stier, Pferdeteile, Feuer, Rad, Kopf, Fackel/Licht abgebildet. Es gibt eine obere und untere Zone. Selbst schreibt Picasso, dass es ein sterbendes Pferd (Darstellung des Volkes) und einen sterbenden Mann gibt und im Zentrum gibt es einen Stier, der für Grausamkeit und Stärke steht (Totalität). Es gibt ein Frauengesicht (steht für die Wahrheit) mit einer Fackel (hochgehalten wird vor dem Stier, dass die Wahrheit über die Verbrechen des Regimes an den Tag gebracht wird).
Die Bilder selbst sprechen nicht, man muss sie zum Sprechen bringen. Auch wenn man nicht weiß, dass es sich hier um dieses Ereignis handelt, schreibt Picasso, versteht man das Bild nicht. Hier wird deutlich, wie wichtig Interpretation ist.

In der Regel geht es um die lateinische Bezeichnung von abstrakten Personifizierungen, ob eine Figur weiblich oder männlich (auch wenn sächlich) ist.

Bild: Es geht um einen Friedensschluss in Frankreich. Saturn mit Flügeln und Sense (Zeit), die Frau ist die Gelegenheit. Es ist also ein Zeitpunkt, der die Gelegenheit zum Frieden dem König Heinrich IV anbietet. Dieser greift die Möglichkeit beim Schopf ("man muss die Gelegenheit beim Schopf packen").

Bild: Amerika mit den diversen Attributen, die erkennen lassen, dass es eine Kontinentendarstellung ist, weil Amerika für Kannibalismus stand. Der Condor als amerikanisches Tier --> Dominanz Südamerikas (dann Gürteltier, schließlich Alligator ab 18. Jh.). Amerika ist immer die Gesamtheit! Aber bei den Landkarten bis zum 18. Jh. kennt man Lateinamerika recht gut, Nordamerika ist aber weitgehend terra incognito (so wird Kalifornien oft als Insel dargestellt und bezeichnet). Erst mit der amerikanischen Unabhängigkeit kommt der große Wechsel, die bekleidete Britannia wird übertragen.

Bild: Die Grausamkeit der Spanier wird dargestellt bei der Eroberung von indigenen Städten. Diese werden europäische dargestellt, da sie nicht bekannt sind. Aber auch die indigene Rache wird dargestellt. Überall in Europa gibt es Bilder darüber.

Kartenbilder: Weltdarstellung von 1550: ein Blitze schleudernder Jupiter sitzt am Firmament, der Universalmonarch Karl V wird so dargestellt. Das dekorative war nicht nur ästhetisch sondern auch inhaltlich.

Kunst- und Wunderkammern: Aus der ganzen Welt kamen Artifakte und Objekte. Es gab öffentliche und private der Fürsten. Die Unterscheidung ist wichtig, denn es war kein Allgemeingut was dort vorhanden war.

Bild: Ein feierlicher Moment im 18. Jh. Es ist eine gestellte Aufnahme, es könne durchaus eine Foto sein, der für die Ewigkeit festgehalten wird. Jedes Gesicht ist individuell erkennbar --> weist wiederum auf Foto hin. Der Künstler muss also alle Gesichter gekannt haben. Es ist der 2.7.1776, die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung in Philadelphia. Ein einziger hat einen Hut, die anderen haben keine Kopfbedeckung - das ist ein Hinweis, dass es sich um eine souveräne Bürgerrepublik handelt. Ein französischer Gesandter musste den Hut abnehmen, die amerikanischen nicht. Dies war ein Hinweise auf die unterschiedlichen Staatsformen. "We collectively are the USA, he is only a representative of France" - dies weist auf das alte Verständnis der Republik hin.

Bild: Minerva als Weisheit, Franklin und Washington sind links und rechts von ihr. Handel und Kunst und der Heerführer sind mit den beiden auch verbunden. Ganz berühmt die liberty cap. Das Füllhorn für Wohlstand und Reichtum.

1783 wird ein Triumphbogen errichtet in Philadelphia zur Feier des Friedens, in römischer Tradition. Die Inschriften hätten auf Englisch sein können, aber sie waren Latein. Die Bürger bekamen aber Handzettel zur Übersetzung.

Bild: Redeunt saturnia regna. Das Gebäude des Hl. Röm. Reiches wird getragen von den 7 Säulen der Kurfürsten. Die Staatsgründung begründet auch ein neues Zeitalter.
Bild: Washington als römischer Senator, der die Verfassung in der Hand hält.
Bild: christliche Trinität im späten 18. Jh. als Dreikopf. Es zeigt die Randlage des neuen Kontinents sehr deutlich. In Europa wird die Trinität nicht mehr mit 3 Köpfen bzw. ein Kopf mit 3 Gesichtern dargestellt, in Amerika hingegen sehr wohl.

Simon Bolivar:
• Porträt, aber auch die Amerika ist dabei (nackt, mit Federkrone - aber auch mit der Freiheitsmützte --> Bolivar ist also der Freiheitsbringer, Alligator und Mais - die amerikanische Pflanze)
• Bolivar wiederum als Befreier, aber in spanischer Tradition. Bolivar hat sein Porträt mit sich. Sklaven beten das Bild an - so wie früher in den Vizekönigreichen. Bolivar als Repräsentant des Oberhauses.
• alle Rassen und Gruppen sind repräsentiert, die um eine Büste von Bolivar tanzen.

Karikaturen:
• Der König wird abgeworfen, aber ein neuer kommt schon.
• Eine rassistische, wo der Weiß pflügen muss und der Schwarze es sich gut gehen lässt. Es suggeriert für den Weißen, dass sich die Situation umdreht.
• Trust: die amerikanischen Senatoren können den Willen des Volkes nicht mehr vertreten, weil die Monopolisten alles diktieren
• Ein Senator, der sehr finster "Come in" sagt zu sei alten Leuten, die Eintritt haben wollen. Wilson wollte den Völkerbund durchsetzen, er ist aber sehr bescheiden und unterwürfig. Der Frieden von Versailles war eine außenpolitische Angelegenheit und dies musste vom Senat abgesegnet werden. Anhand der Kleidung ist es ersichtlich, dass es um die 1920er geht.
• Kritik an Roosevelt. Uncle Sam. Roosevelt fiedelt auf der "konservativen" Geige, in Wahrheit spielt er aber mit dem Saxophon, also der harten Politik
• 10 Mio. Arbeitslose und "How many terms for me?" im Jahr 1940. 1787 konnte man so oft kandidieren wie man wollte, aber nach Washington wurde 8 Jahre als Regel etabliert. Auch Roosevelt wollte 1940 zurücktreten, aber dann kandidiert er doch zum 3. Mal. Es ist eine Anklage, wie oft die Arbeitslose noch warten müssen bis Roosevelt weg ist.
• 1989/90: Gorbatchev und Bush sen. in Jalta. Bush als Kellner, und Gorbatchev meint zu den Menüvorschläge, die alle unverdaulich sind für ihn. Es soll deutlich werden, egal was er wählt, die NATO immer dabei ist. Es ging darum, ob Ostdeutschland der NATO auch beitreten soll. Für Karikaturen gilt noch stärker, dass diese kurzlebig sind. Es geht um Tagesaktualität.

Das Aufstellen der amerikanischen Flagge 1945 in Japan. Dieses Foto wurde in unzähliger Weise verbreitet. Dieses Bild hatte sogar so eine Bedeutung, dass es das Vorbild für eine Skulptur ist.
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Zuletzt aktualisiert: 26. Jan, 13:47

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