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Nov
2006

7. Einheit vom 24. November 2006

„Der Blick auf die Neue Welt im 16. und 17. Jh.“

Man stellte sich die Frage: Warum gibt es einen Kontinent, der 1500 Jahre auf die Christianisierung warten musste? Amerika rief eindeutig Irritationen hervor. Die Antike und die Bibel sind das Fundament des alten Europa – Amerika kommt darin aber nicht vor. Fröschl zeigt ein Bild aus der Mitte des 17. Jh. von einem Holländer mit dem Titel: „Amerika – der fremde Kontinent, mit Wilden ohne Gesetzen. Aber Spanier kultivieren das Land.“ Es kommen auch Kannibalen darin vor – dies passiert sehr oft (durch einzelne Glieder dargestellt). Die America wird mit der Federkrone dargestellt. Zunächst steht der Condor für Amerika, ab dem 18. Jh. ist es der Alligator. Hispaniola (heutiges Haiti und Dom. Rep.) wird als Ausgangspunkt dargestellt (noch sehr mittelalterlich). Es kommen immer viele Phantasiegestalten vor, eine europäische Welt wird konstruiert und setzt einige Indianer davor.

Die tatsächlichen Landkarte hing gar nicht mit realen Seetagen zusammen. Einmal gab es eine sehr lange Hinfahrt, dafür eine kurze Rückfahrt oder umgekehrt – hing mit den Winden zusammen. Amerika im 16. Jh. wird vor allem mit Südamerika gleichgesetzt – Nordamerika spielt keine Rolle. Auf der gleichen Karte sind am Territorium von Brasilien Menschenfresser dargestellt, was typisch ist. Ebenfalls abgebildet ist Kaiser Karl V: Doppeladler, Lorbeerkranz (Caesar), Schwert (für Herrschaft). Kalifornien wurde oft als Insel dargestellt – weil Nordamerika so spät entdeckt wurde. Kannibalen vermischen sich mit Monster (sie haben keinen Kopf, sondern das Gesicht ist auf der Brust).

Die spanische Zivilisation ist eine Stadtzivilisation. Große Stadtgründungen finden noch im 16. Jh. statt – zunächst auf der Karibik. In den 1530er und 1540er Jahren breiten sich die Städtegründungen immer weiter nach Süden aus bis zum Süden der Pazifikküste Südamerikas. Hervorzuheben ist dabei Potosi, was einer der reichsten Städte der Welt im 17. und 18. Jh. war wegen der dortigen Silberminen. Die ersten Stadtgründungen waren immer im Rastersystem – dies war der europäische Traum einer perfekten Stadt: die geometrische Regelmäßigkeit. Dies ist nur möglich, wenn es eine klare rechtliche Situation gibt – es ist Ausdruck europäischer Rationalität. So wird Potosi als perfekte europäische Stadt dargestellt, davor sind aber sieben Indianer, die ziemlich schräg dargestellt sind. Außerdem werden mexikanische Indianer abgebildet, diese werden also ins heutige Bolivien verpflanzt. Darstellung von Lima (1688): Engel mit Trompete für Ruhm, Doppeladler, Franciscus Solana – Heiliger, wilde Tiere (auch Kamele!), lokale Heilige, Habsburger-Wappen, lokaler Bischof. Alles ist sehr europäisiert.

Bei einem Herrschaftswechsel fährt der neue König nie in die Kolonien. Trotzdem gibt es riesige Umzüge, zB in Manila wird das Porträt des neuen Königs umhergeführt. Das Bild ist also die Person! Katharina von Medici 1550: Der König kommt von Paris und rastet sich drei Tage lang aus in Rouen aus. Ihm zu Ehren wird eine Landschaft dargestellt – eine brasilianische. Man brachte 50 Indianer von dort, zusätzlich 250 Franzosen, die nachweislich in Brasilien waren. Zwei Scheinkämpfe wurden dargestellt, es gab Tänze, originale Früchte – es sollte eine Art Paradies sein. Die Kämpfe wurden als Selbstzerstörung Amerikas gezeigt und sollten den Triumph Europas darstellen.

Es gibt Irritation über das Fremde, man war nicht interessiert an der Kultur des Fremden. Gebräuche und Sprachen wurden zwar aufgezeichnet – aber um das Christentum einzuführen. Inferiorität wurde gezeigt. Im 16. Jh. wird die Überlegenheit der europäischen Kultur in keiner Weise angezweifelt – erst im 18. Jh. Der Unterschied wird als fundamental wahrgenommen. Es gibt Auslöschung oder Assimilierung (also psychische Auslöschung). Ein Wissen überlegen zu sein.

Ein Triumphtor wurde 1634 in Antwerpen aufgestellt: es ist die Hispania abgebildet: Waage und Kadazeus (Handel), Füllhorn (Reichtum) auf der einen Seite. Auf der anderen Seite Arbeiter und Schmied. Ganz oben noch der Garten der Hybriden – Herkules schlägt ein Monster nieder. Spanien pflückt im Garten. Interpretation: 1) Kritik an spanischer Kolonialpolitik oder 2) Ausbeutung

Die neue Welt bringt auch Mais und Tabak. Tabak löst eine Auseinandersetzung aus. Auch Kaffee – obwohl dieser eigentlich aus Afrika kommt. Auch Kartoffel, Tomate, Vanille, Schokolade wird eingeführt. Leute werden als nackt dargestellt, als Kannibalen. Einheimische behandeln ihre Feinde grausam. Dies hat eine doppelte Wirkung: einerseits sehr wissenschaftlich und beschreibend, andererseits eine Distanz. Das ist das Bild von Amerika, dass sich bei den Europäern einprägt – was auch für die amerikanische Staatsgründung wichtig ist. Im 18. Jh. ist Amerika noch Teil Europas, im 19. Jh. nicht mehr.
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M2 Bildliche Quellen, Fröschl

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